Ob weite Bögen oder schmale Serpentinen – mit dem Motorrad Kurven zu fahren, übt eine besondere Faszination auf Biker aus. Oftmals steht neben dem Gefühl der Freiheit auch die physische Erfahrung im Vordergrund. Diese setzt sich vor allem aus der Kombination von Geschwindigkeit, Schwerkraft und Zentrifugalkraft zusammen. Für Anfänger, Wiedereinsteiger und Fortgeschrittene gelten dabei unterschiedliche fahrtechnische Herausforderungen, bei denen es auf Geschicklichkeit und Konzentration ankommt. Bei all dem Fahrspaß, den Kurvenfahren auf dem Motorrad mitbringt, besteht auch ein erhöhtes Unfallrisiko. Unerlässlich ist es daher, die richtigen Kurventechniken auf dem Motorrad zu beherrschen.
Welche Kräfte wirken beim Kurvenfahren mit dem Motorrad?
Bevor wir uns den Tipps zuwenden, schauen wir genauer hin, welche Kräfte auf den Fahrer (eventuell auch einen Beifahrer) und das Motorrad beim Kurven fahren wirken. Schließlich sind diese Kräfte der ausschlaggebende Punkt, warum Kurvenfahren auf dem Motorrad einerseits ein echtes Highlight und andererseits auch so risikoreich ist.
Zentrifugalkraft / Fliehkraft
Die Zentrifugalkraft wirkt nach außen, also weg von der Kurve. Sie entsteht durch die veränderte Bewegungsrichtung des Bikes und trägt es aus der Kurve heraus. Je schneller die Geschwindigkeit und je größer der Radius, desto stärker die Zentrifugalkraft.
Schwerkraft
Die Schwerkraft wirkt senkrecht nach unten. In einer Kurve beeinflusst sie, wie Motorrad und Fahrer sich neigen müssen, um das Gleichgewicht zu halten.
Haftreibungskraft
Die Haftreibungskraft wirkt zwischen den Reifen und der Straßenoberfläche. Sie ist entscheidend, damit das Motorrad in der Kurve nicht ins Rutschen gerät. Die Haftreibungskraft ermöglicht es dem Motorrad, der Zentrifugalkraft entgegenzuwirken und die Kurve sicher zu durchfahren.
Zentripetalkraft
Die Zentripetalkraft ist für ein Motorrad beim Kurven fahren wichtig, um es auf einer gekrümmten Bahn zu halten und ebenso der Zentrifugalkraft entgegenzuwirken. Sie entwickelt sich durch die Neigung des Motorrads und die Haftreibung der Reifen auf der Straße.
Richtig Kurven fahren mit dem Motorrad: Techniken und Tipps
Um sicher und gekonnt mit dem Motorrad Kurven zu fahren, haben sich einige Kurventechniken etabliert. Weitere, fundierte und erprobte Tipps senken zusätzlich das Risiko beim Kurvenfahren mit dem Motorrad. Im Zusammenspiel können Sie schlussendlich jede Kurve deutlich besser kontrollieren und damit auch genießen.
So lassen sich Kurven richtig fahren
Fahren Sie mit Ihrem Motorrad auf eine Kurve zu, reduzieren Sie das Tempo durch Abbremsen frühzeitig und legen Sie den passenden Gang ein.
Es folgt das Einlenken in die Kurve. Dafür wenden Sie die Blicktechnik an, auf die wir im Verlauf noch einmal gesondert eingehen. Drücken Sie das Ende des Lenkers bei einer Rechtsbiegung nach rechts und bei einer Linksbiegung nach links. So lange, bis der innere Rand nach der Kurve ausgerichtet ist.
Bei der richtigen Positionierung durch das Einlenken wirken die Naturkräfte und stellen sicher, dass Sie in einer Schräglage durch die Biegung rollen. Selbst mit einem Neigungswinkel über 50 Grad hinaus, lässt sich so das Motorrad in Kurven fahren.
Am Ende der Kurve folgt eine behutsame Beschleunigung, sodass der Vorderreifen weiterhin ausreichend Grip hat und der Hinterreifen nicht ausbricht. Fahren Sie so aus der Kurve heraus, richtet sich das Motorrad wieder auf und Sie fahren gerade weiter.
Die Motorradtechnik zusammengefasst
Sie fahren mit reduzierter Geschwindigkeit in die Kurve ein, behalten eine moderate Beschleunigung während der Kurve bei und erhöhen das Tempo beim Herausfahren.
Sicherheit ist das A und O:
Tragen Sie bei jeder Motorradfahrt einen hochwertigen Helm und die passende und sichere Motorradschutzkleidung. Im Ernstfall kann die richtige Ausrüstung Ihr Leben retten.
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Weitere Tipps, um mit dem Motorrad Kurven zu fahren
Weitere, häufig genutzte Kurventechniken beim Motorrad sind das Legen, Drücken und Hängen.
Legen
Beim sogenannten Legen verschmelzen Fahrer und Motorrad zu einer Einheit in geneigter Haltung. Um mit dieser Technik ein Motorrad in der Kurve zu fahren, bleibt das äußere Knie fest am Motorrad, während das Knie auf der inneren Seite leicht, um etwa zwei Zentimeter, in Fahrtrichtung verschoben wird. Geeignet ist das Legen für nahezu alle Kurven und Fahrstile, bewährt sich aber vor allem auf längeren Fahrten, da der Kraftaufwand geringer ist.
Drücken
Wenn Sie die Kurventechnik des Drückens anwenden, halten Sie sich fast aufrecht, während Sie das Motorrad mit dem äußeren Knie in das Kurveninnere hineindrücken und von Ihrem Körper weglenken. Geeignet ist dies vor allem, wenn Sie mit dem Motorrad enge Kurven fahren wollen oder ein schneller Richtungswechsel erforderlich ist.
Hängen
Das sogenannte Hängen oder Hanging-off ist insbesondere im Rennsport zu finden und hat hier seinen Ursprung. Ausgelegt ist es daher für Rennstrecken, bei denen Maximalgeschwindigkeiten gefordert sind. Im öffentlichen Straßenverkehr ist diese Kurventechnik für das Motorrad weniger geeignet und erfordert sehr viel Übung. Notwendig ist dies, weil der Körper weit nach innen verlagert werden muss, was über das Hängen zur Kurvenmitte erfolgt. Das Knie im Kurveninneren wird zeitgleich abgespreizt.
Die richtige Blickführung
Wichtig auf dem Motorrad beim Kurven fahren ist die Blickrichtung. Sie sollten Ihren Blick in die Richtung lenken, in die das Motorrad fahren soll. Das bedeutet, frühzeitig in die Kurve zu schauen, den Blick durch die Kurve zu führen und auf den Ausgang der Kurve zu fokussieren. So können Sie eine Kurve besser einschätzen und stellen eine präzise Kurvenfahrt sicher, da der Körper und das Motorrad natürlicherweise der Blickrichtung folgen.
Für Anfänger: So lassen sich mit dem Motorrad Kurven fahren
Bevor Sie mit Ihrem Motorrad anspruchsvollere Kurven fahren, lernen Sie zunächst die grundlegenden Kurventechniken zu beherrschen. Dazu gehören die richtige Handhabung von Gas, Bremse und Kupplung sowie die Stabilität auf dem Motorrad. Dazu üben Sie am besten auf einem leeren Parkplatz oder nehmen an einem Fahrsicherheitstraining teil.
Beginnen Sie mit langsamen und weiten Kurven, um ein Gefühl für das Motorrad beim Kurven fahren zu erhalten und in die erforderliche Schräglage zu kommen. Steigern Sie die Geschwindigkeit und den Schwierigkeitsgrad der Kurven erst, wenn Sie sich sicher fühlen.
Üben Sie, Ihre Bewegungen beim Lenken, Bremsen und Gas geben sanft und kontrolliert auszuführen. Plötzliche oder ruckartige Bewegungen führen dazu, dass das Motorrad instabil wird, besonders in Kurven. Trainieren Sie, sanft in die Kurve einzulenken und das Motorrad mit einer stabilen und kontrollierten Schräglage durch die Kurve zu führen.
Achten Sie, besonders in der ersten Zeit, innerhalb Ihrer Fähigkeiten zu bleiben und niemals die Grenzen des Motorrads oder Ihre eigenen zu überschreiten. Zudem ist die richtige Sicherheitsausrüstung, ebenso wie der passende Versicherungsschutz unerlässlich – sollte doch einmal etwas passieren.
Was hat das ABS mit dem Kurvenfahren eines Motorrads zu tun?
Seit 2017 ist das ABS bei Motorrädern gesetzlich vorgeschrieben. Durch die laufende Weiterentwicklung der Technik bieten viele Hersteller bereits ein spezielles Kurven-ABS an. Die neuen Systeme sorgen beim Motorrad während des Kurvenfahrens dafür, dass die Räder in Schräglage nicht blockieren und somit ein ungewolltes Aufrichten der Maschine verhindert wird. Sollten Sie noch ein Bike ohne ABS besitzen, ist es ratsam, das Bremsen in zwei Phasen aufzuteilen: Beginnen Sie zunächst mit einem sanften, aber schnellen Anziehen des Bremshebels. Sobald Sie den Druckpunkt spüren, können Sie den Bremsdruck je nach Situation schnell erhöhen.
Kurven fahren mit dem Motorrad und das Wetter
Mit dem Motorrad Kurven bei veränderten Wetterlagen zu fahren, ist eine der wohl größten Herausforderungen für Motorradfahrer. Bei Regen oder nasser Fahrbahn verringert sich die Haftung der Reifen erheblich. Reduzieren Sie daher die Geschwindigkeit und vermeiden Sie abrupte Lenkbewegungen oder heftiges Bremsen. Bedenken Sie, dass die Bremswege länger sind und das Risiko von Aquaplaning steigt. Lenken Sie sanft in die Kurven ein und reduzieren Sie die Schräglage des Motorrads. Halten Sie auch einen größeren Abstand zu anderen Fahrzeugen und achten Sie auf Gefahrenstellen wie Pfützen oder rutschige Fahrbahnmarkierungen.
Zudem sollten Sie, wenn bei Ihrem Motorrad vorhanden, die Traktionskontrolle oder den Regen-Modus aktivieren. Mit diesem reduziert sich automatisch die Leistung.
Achtung:
Besondere Vorsicht ist auf Straßen geboten, die durch Laub, Ölspuren oder Schmutz rutschig sind. Nicht selten beeinträchtigt schlechtes Wetter erheblich die Sicht. Starkregen, Nebel, Hagel oder tief stehende Sonne erfordern ebenso eine angepasste Geschwindigkeit und erhöhte Aufmerksamkeit. Sollte sich das Wetter zu stark auf Ihre Fahrt auswirken, steuern Sie den nächsten Rastplatz oder Parkplatz an oder suchen Sie Schutz unter einer Brücke. Seien Sie lieber einmal vorsichtiger als zu wenig.
FAQ: Mit dem Motorrad Kurven fahren
Was sind die häufigsten Fehler beim Kurvenfahren?
- Überhöhte Eingangsgeschwindigkeit in die Kurve
- Keine Schräglagen über 20 Grad
- Vergessen einen vorausschauenden Blick einzunehmen
- Ungeduld und zu frühes Einlenken in die Kurve
Wie kann man seine Technik mit dem Motorrad beim Kurvenfahren verbessern?
Am besten nehmen Sie sich jede Woche einige Minuten Zeit, um außerhalb der öffentlichen Straßen das Kurvenfahren zu trainieren. Ideal dafür geeignet ist ein leerer Parkplatz. Üben Sie in der ruhigen Umgebung verschiedene Kurventechniken, das Fahren in Schräglage und die richtige Körperhaltung. Eine Übung mit 15 Minuten Kurven fahren reicht meist schon aus, um in der realen Praxis mehr Sicherheit zu erlangen. Alternativ nehmen Sie an regelmäßigen Fahrsicherheitstrainings unter professioneller Anleitung teil.
Wann und wo lieber keine Kurven mit dem Motorrad fahren?
Vermeiden Sie mit dem Motorrad Kurven auf Straßen mit schlechter Beschaffenheit wie großen Schlaglöchern, Rissen, losen Schottersteinen oder übermäßigem Schmutz zu fahren. Auch Kurven in Bereichen mit eingeschränkter Sicht wie unübersichtlichen Hügelkuppen oder scharfen Kurven ohne klare Sichtlinie sollten mit besonderer Vorsicht gefahren oder wenn möglich umfahren werden. In solchen Situationen ist es schwer, auf unerwartete Hindernisse oder Veränderungen in der Straßenführung rechtzeitig zu reagieren.
Bei Nässe, Eis oder Schnee wird die Straßenoberfläche rutschig, was das Risiko des Wegrutschens in Kurven erhöht. Bei solchen Wetterbedingungen lassen Sie Ihr Motorrad am besten stehen oder fahren wenn nötig – etwa beim Motorrad fahren im Winter – besonders achtsam.
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