Unfall nach Niesen am Lenkrad: Versichert oder nicht?

2 Min Kommt eine Versicherung dafür auf, wenn man beim Autofahren niesen muss und einen Crash verursacht?

16.06.2017
Stephan Hertz
2 Min

„Mit etwa 30 km/h fährt eine Frau aus Essen, abgelenkt durch eine heftige Niesattacke, in eine Bushaltestelle“, meldete die BILD-Zeitung. „Wartehäuschen und Auto sind Schrott. Zum Glück gab es keine Verletzten.“ Deutlich wird: Auch ein Schnupfen kann das Risiko eines Unfalls erhöhen. Abgelenkt durch Schniefen, Nase putzen und tränende Augen ist die im Straßenverkehr allgemein vorgeschriebene Aufmerksamkeit deutlich eingeschränkt. Bei Tempo 50 befindet sich ein niesender Autofahrer bis zu 14 Meter im Blindflug. Er kann kurzzeitig die Kontrolle verlieren und unter Umständen schnell ungebremst an der Stoßstange des Vordermanns oder im Kühlergrill des entgegenkommenden Fahrzeugs landen, wenn er das Lenkrad bei einem unerwarteten „Haatschii“ verzieht. Vor allem in der bei uns typischen Erkältungszeit im Übergang von Herbst zu Winter sowie im Frühling, wenn viele Menschen unter Heuschnupfen und diversen Allergien leiden, kommt es immer wieder zu Crashs durch Niesen. Soll man nun aber besser die eigenen vier Wände nicht verlassen, das Auto stehen lassen oder auf Bus, S-Bahn und U-Bahn umsteigen und dort schniefen, schnäuzen und niesen?

Eine Erkältung kann wie 0,5 Promille Blutalkohol wirken

Es gibt zwar pflichtbewusste Menschen, die sich lieber krank aus dem Bett quälen und ans Steuer setzen, um Familie und Kollegen nicht hängen zu lassen. Wen es aber mit einem grippalen Infekt oder einem Allergie-Schub richtig erwischt hat, der bleibt besser zu Hause und gönnt seinem Körper Ruhe und Erholung. Eine durchschnittliche Erkältung beispielsweise kannnach Aussagen von Experten mit einem Alkoholpegel von 0,5 Promille im Blut vergleichbar sein. Die Konzentrationsfähigkeit ist eingeschränkt, die Reaktionszeit beim Fahren merklich beeinträchtigt, was dazu führen kann, dass man schlichtweg fahruntüchtig wird. So, wie nach dem Konsum von zwei doppelten Whiskey. Diese Wirkung kann durch Medikamente noch verstärkt werden.

Mögliche Folgen einer Niesattacke am Steuer:

  1. Man muss niesen und alles geht gut. Der Verkehr läuft ruhig weiter, das Auto bleibt in der Spur
  2. Der klassische Auffahrunfall: Man ist für Sekundenbruchteile abgelenkt und knallt dem Vordermann auf die Stoßstange.
  3. Die Niesattacke ist so heftig, dass man das Lenkrad verzieht und in den Gegenverkehr gerät oder von der Fahrbahn abkommt. Blechschäden an den Autos, an angefahrenen Verkehrsschildern, Passanten oder Sonstigem sind die Folge.

Einer britischen Studie zufolge ist trotz dieser bekannten Risiken mindestens jeder Dritte schon einmal mit einer schweren Erkältung und Fieber Auto gefahren. Wie ist die Rechtslage und sind dadurch entstandene Schäden versichert?

Die Rechtslage: Niesen entschuldigt keine Fahrfehler

Eines vorweg: Niemandem kann das Fahren untersagt werden, weil er einen Schnupfen oder eine Allergie hat. Es gibt kein Urteil oder Gesetz, welches ein Fahrverbot einfordert. Kommt es jedoch zu einer Gerichtsverhandlung, berufen sich Juristen auf Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung (StVO): Der Autofahrer muss vorsichtig und unter gegenseitiger Rücksichtnahme fahren und zum Beispiel seine Geschwindigkeit den Umständen entsprechend anpassen, so dass möglichst niemand geschädigt oder gefährdet wird. Für Schnupfennasen bedeutet das: Bei zunehmendem Kribbeln in der Nase wenn möglich rechts ranfahren, anhalten und niesen, schnäuzen und dann die Fahrt fortsetzen.

Zahlt die Versicherung nach einem Niesanfall den Schaden?

Selbst wenn man sehr plötzlich niesen muss oder sich mit einem Schnupfen bzw. einer Pollenallergie hinters Steuer setzt, ist man versichert. Kommt es in Folge einer Niesattacke zu einem Unfall …

  • … zahlt die Kfz-Haftpflichtversicherung die Schäden, die anderen zugefügt werden
  • … kommt die Vollkaskoversicherung für Schäden am eigenen Auto auf
  • … deckt die private Unfallversicherung finanziell körperliche Folgeschäden ab

TIPP: Erkältungs- und allergiegeplagte Autofahrer können auf Nummer sicher gehen, wenn sie sich beim Fahren an den empfohlenen Mindestabstand halten. Dieser liegt bei der Hälfte des Tachowertes – bei 50 km/h also 25 Meter. Bei genügend Abstand muss ein Nieser dann nicht gleich zum Crash führen. 

Eine Versicherung, die sich lohnt.

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