Tipps für den Ausbau eines Lieferwagens zum Wohnmobil

5 Min Wer den eigenen Lieferwagen zum Wohnmobil ausbauen will, hat Großes vor – Tipps für ein gutes Gelingen finden Sie hier

13.04.2021
Michelle Enners
5 Min

Man kennt es: Der Alltag wirkt etwas zu alltäglich, die Reiselust ruft dafür umso lauter. Jetzt rein ins eigene Wohnmobil und dem Abenteuer entgegenfahren – das wär’s! Denn nicht immer ist das Traumziel eine Flugreise, sondern oft nur eine Autofahrt weit entfernt. Wer komfortabel reisen und gleichzeitig flexibel bleiben möchte, ist deshalb mit einem Wohnmobil gut beraten. Doch diese können ziemlich kostspielig sein. Der Trend geht deshalb zum ausgebauten Lieferwagen: Einer kleinen Version des Wohnmobils, vollkommen auf die individuellen Bedürfnisse angepasst. Was man beim Ausbau des eigenen Lieferwagens beachten sollte und warum manchmal „je simpler, desto besser“ gilt, erfahren Sie in diesem Beitrag!

Für wen ist ein Umbau vom Lieferwagen zum Wohnmobil empfehlenswert?

Individualisten, Pärchen und Campingfans sind natürlich prädestiniert für den Ausbau des eigenen Lieferwagens. Für eine einmalige Reise lohnt sich dieser Aufwand weniger, deshalb sollten Reise-Leidenschaft und Kompromissbereitschaft definitiv vorhanden sein. Wer es liebt, flexibel, autark und spontan zu reisen und sich auch gerne mal fernab der typischen Wege aufhält, kann dem Urlaub im Zuhause auf Rädern viel abgewinnen. Es bedarf natürlich an Ideenreichtum und auch Schweiß, denn ein Ausbau kann ganz schön herausfordernd sein – und einige Dinge sollten unbedingt beachtet werden.

Steigende Nachfrage: Der Trend zum (selbstausgebauten) Reisemobil steigt in den letzten Jahren stetig an. Doch vor allem die Neuzulassungen 2020 waren rekordverdächtig – der Caravaning Industrie Verband e.V. vermeldet ganze 44,8 Prozent mehr Neuzulassungen als noch 2019. Dies lag zum einen an den besonderen Reisebeschränkungen, zum anderen auch an der temporären Mehrwertsteuersenkung. Doch auch in 2021 scheint der Trend weiterhin anzuhalten, wie die aktuellen Zahlen zeigen. (CIVD)

Was muss ich vor dem Umbau bedenken?

Vor einem Umbau steht natürlich der Kauf eines Fahrzeugs auf der Liste. Bevor man sich für einen Lieferwagen entscheidet oder gar einen Spontankauf tätigt, sollte man sich jedoch einen guten Überblick verschaffen: Wie viele Menschen soll das künftige Wohnmobil beherbergen? Sollen neben einer Kochstelle auch noch (rudimentäre) Sanitäranlagen oder größere Wassertanks Einzug halten? Präferiert man ein Fahrzeug mit Stehhöhe? Diese Fragen entscheiden letztendlich über die Größe des Fahrzeugs.

Tipp: Anforderungen prüfen! Laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) gehören zur Mindestausstattung eines Wohnmobils fest verbaute Sitz- und Schlafgelegenheiten, eine Kochmöglichkeit, Einrichtungen zur Gepäckunterbringung und ein Tisch, welcher jedoch nicht fest verbaut sein muss. Weitere wichtige Informationen und Vorgaben finden Sie im VdTÜV-Merkblatt 740 „Anforderungen an Sonstiges Kraftfahrzeug – Wohnmobil“. (TÜV-Verband)

6 Tipps, die Ihnen bei der Planung des Lieferwagen-Ausbaus helfen:

  1. Wie hoch ist Ihr Gesamtbudget und welche Ressourcen haben Sie?
    Prüfen Sie vor Projektbeginn, wie viel Geld Sie investieren wollen! Wie bei jedem Vorhaben ist das Thema der Finanzen grundlegend. Denn nicht nur der Kauf eines Kastenwagens, Lieferwagens oder Transporters ist kostspielig. Vor allem Reparaturen, der eigentliche Ausbau und Extras wie zusätzliche Fenster oder professionelle Hilfe (z.B. beim Verlegen von Stromleitungen), können sich schnell summieren. Hinzu kommen Kosten für Zulassung, Versicherungen und TÜV. Deshalb gilt: Eine genaue Prüfung der Finanzen und eine realistische Einschätzung möglicher Extrakosten schützen Sie vor bösen Überraschungen.Wichtig: Auch Zeitressourcen sowie ausreichender Platz und das richtige Werkzeug sollten bei der Aufstellung des Budgets beachtet werden. Vielleicht müssen Sie sich einen geeigneten Unterstand mit Stromzufuhr und auch das ein oder andere Werkzeug für Ihren Ausbau mieten. Beziehen Sie diese Überlegungen bei der Gesamtplanung unbedingt mit ein!
  2. Wie groß soll Ihr Fahrzeug sein?
    Überlegen Sie, wer mit Ihnen auf Reisen gehen soll. Je mehr Menschen mit dem mobilen Zuhause unterwegs sein sollen, desto mehr Platz wird natürlich gebraucht. Dabei geht es nicht nur um Schlafplätze, sondern auch um genug Raum für das Unterbringen von Getränken, Nahrungsmitteln, Wasserkanistern und natürlich Kleidung.Menschen, die alleine unterwegs sind, dafür aber Hobbies wie z.B. das Surfen haben, benötigen auf Reisen vielleicht Platz für die jeweiligen Sportgeräte. Notieren Sie sich genau, was alles in Ihrem Lieferwagen Platz finden soll und skizzieren Sie verschiedene Grundrisse – das kann bei der Entscheidungsfindung maßgeblich helfen.
  3. Welche Gesamtlast kann das Fahrzeug tragen?
    Behalten Sie die maximale Gesamtlast des Wagens bei der Planung im Blick. Der Einbau von Möbeln, die Zuladung und natürlich die Insassen – all diese Punkte bedeuten zusätzliches Gewicht. Wie viele Tonnen das Fahrzeug tragen kann, findet man in der Zulassungsbescheinigung. Möchte man seinen ausgebauten Lieferwagen noch mit dem klassischen B-Führerschein fahren können, sollte das Gefährt im beladenen Zustand bis zu max. 3,5t Gesamtgewicht haben.Je größer das Fahrzeug, desto größer ist in der Regel auch die Gesamtlast. Landet man mit dieser bei über 3,5t ein, gelten für den umgebauten Camper dann wie für LKW auch besondere Regeln im Straßenverkehr. Zudem bedarf es eines C/C1-Führerscheins.
  4. Welche Reisedauer streben Sie an?
    Überlegen Sie, wie lange und häufig Sie mit ihrem ausgebauten Lieferwagen unterwegs sein möchten. Ist Ihr Camper oft und für längere Zeit in Gebrauch, ist Komfort sehr wichtig. Ein paar Wochenenden im Jahr kann man in Punkto Schlafkomfort und co. sicherlich Abstriche machen – ist man jedoch für vier Wochen am Stück verreist, sollte die Inneneinrichtung an die eigenen Bedürfnisse angepasst sein.
  5. Welche Reiseziele haben Sie?
    Denken Sie darüber nach, an welche Ziele das Reisemobil Sie zukünftig bringen soll. Denn auch Ihre Wunschorte beeinflussen Kauf und Ausbau Ihres Lieferwagens. Dabei ist z.B. die Dämmung des Fahrzeugs ein wichtiger Punkt: Ist man in kalten Gegenden unterwegs, muss man sich nicht nur vor niedrigen Temperaturen schützen, sondern auch die Wärmezufuhr bedenken. In warmen Gefilden ist eine gute Dämmung ebenfalls hilfreich, aber hier sorgen auch zusätzlich Dachluken und Fenster für frischen Wind im mobilen Zuhause.Nicht zuletzt stellt sich die Frage: Ziehen Sie von Campingplatz zu Campingplatz oder darf es auch mal ein Abenteuertrip durchs Gelände sein? Eventuell bedarf es hierfür eines Allradantriebs.
  6. Welche Extras sind für Sie interessant?
    Stellen Sie sich den Alltag in Ihrem neuen Reisefahrzeug bildlich vor – von welchen Annehmlichkeiten würden Sie vermutlich am meisten profitieren, welche sind Ihnen unwichtig? Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für praktische Ein- und Umbauten, die das Camper-Leben erleichtern. Um mehr Raum zu gewinnen, kann man je nach Basisfahrzeug zum Beispiel ein Hoch- oder Aufstelldach einbauen und so weitere Schlafplätze entstehen lassen. Auch bei der Auswahl der Fenster kann man aus verschiedenen Optionen (z.B. vorgehängte Fenster oder Rahmenfenster) wählen – hier entscheidet jedoch nicht nur die Optik oder Praktikabilität, sondern durchaus auch das Portemonnaie mit. Dies ist natürlich nur eine Auswahl an Beispielen; Auch die Bereiche Stromversorgung, Behältnisse für Frisch- und Schmutzwasser sowie Küche warten mit verschiedenen Möglichkeiten und Extras auf.

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Der Umbau eines Fahrzeugs zum Camper hängt also von vielen verschiedenen Faktoren ab. Vielleicht stellt man bei der ersten Prüfung dieser Punkte fest, dass der Traum vom typischen VW-Bulli eventuell doch nicht wirklich zu den eigenen Bedürfnissen auf Reisen passt – und es eher ein anderes Basisfahrzeug wie der klassische Lieferwagen werden sollte.

Hat man sich dann jedoch die wichtigsten Rahmendaten und Fakten klar gemacht und das richtige Basisfahrzeug gefunden, kann das Abenteuer Lieferwagen-Ausbau beginnen!

Übrigens: Es gibt verschiedene Möglichkeiten für die Zulassung Ihres Fahrzeugs, nämlich die als Pkw, Lkw (bei über 3,5t) und natürlich als Wohnmobil. Grundsätzlich muss die Zulassungsart nicht zwingend mit der Nutzungsart des Reisefahrzeugs übereinstimmen. Sie können Ihren ausgebauten Lieferwagen also weiterhin als Lieferwagen oder Pkw versichern – jedoch ist es ratsam, dies im Vorfeld mit dem Versicherer zu besprechen, um eine etwaige Kasko-Unterversicherung zu vermeiden. Doch die Versicherung als Wohnmobil kann Vorteile haben. Welche der Optionen letztendlich auch die preisgünstigere Variante ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Dies hängt nämlich von weiteren Faktoren wie z.B. der Typklasse des Wagens ab. Diese gibt es jedoch nur bei Pkw und durch deren Wegfall kann bei der Prämienberechnung für Lieferwagen oder Wohnmobil ein komplett anderer Preis entstehen. Nutzen Sie für Ihren individuellen Fall doch gerne unseren Versicherungsrechner!

Wer kann beim Umbau behilflich sein?

Während die handwerklichen Arbeiten für viele Teil des Abenteuers sind, haben gerade diese natürlich auch ihre Tücken. Zum einen hat nicht jeder bereits Erfahrung mit dem Legen von elektrischen Leitungen und Stromkreisen. Zum anderen muss das Fahrzeug für die Einordnung als Wohnmobil durch den TÜV geprüft werden und demnach einige Voraussetzungen erfüllen. Deshalb kann man sich einiges an Arbeit und Sorgen sparen, wenn man Profis mit ins Boot holt. Ist man unsicher, ob die Pläne für den Ausbau auch den Anforderungen des TÜV entsprechen, empfiehlt es sich, diesen vor Umbaustart zu kontaktieren und sich durch den Prozess begleiten zu lassen.

Auch das Thema Elektrik kann durchaus heikel und die eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich begrenzt sein. Gerade, wenn man viele elektronische Geräte wie Handy, Laptop und Kamera aufladen will oder auch die elektrische Herdplatte dem Gasherd gegenüber bevorzugt hat, hilft Rat vom Profi. So wird nur eingebaut, was tatsächlich zu den eigenen Bedürfnissen passt und den geforderten Sicherheitsvorschriften entspricht.

Warum der Innenausbau einfach sein sollte

Während in den sozialen Medien Bilder romantisch dekorierter Camper die Herzen der Einrichtungsfans höherschlagen lassen, sollte man sich immer wieder vor Augen halten: Unter der Dekoration schlummert meist ein simpler Innenausbau. Der limitierte Platz sollte nämlich bestmöglich genutzt werden, zudem wandelbar sein und schnell zu sichern. Bei der Fahrt sollen sich die Kaffeetassen schließlich nicht verselbstständigen. Ist die Grundstruktur des Mobiliars übersichtlich, ist jeder Gegenstand schnell gefunden – und das spart Campern viel Zeit und natürlich auch Nerven.

Ist das passende Werkzeug vorhanden?

Das richtige Werkzeug ist natürlich die Grundlage für einen erfolgreichen Innenausbau. Während die meisten daheim ein Set aus Basiswerkzeugen wie Hammer, Nägeln, Akkuschrauber sowie Kreuz- und Schlitzschraubenzieher vorrätig haben, sieht es zum Beispiel bei der Kategorie „Säge“ oftmals schon ganz anders aus. Und will man seine Möbel selbst fertigen, braucht man dafür nicht nur eine Säge: Ob Kreissäge mit Führungsschiene, Kapp- oder Stichsäge – je nach Vorhaben kommen verschiedene Modelle zum Einsatz. Und wer hat eigentlich eine Flex oder eine Schleifmaschine daheim? Richtig, die wenigsten.

Gute Planung spart Zeit und Ärger: Machen Sie sich vor Umbaubeginn ein Bild davon, welche Werkzeuge bereits vorhanden sind und welche weiteren Sie sich von Bekannten oder im Baumarkt leihen können. Wer rechtzeitig anfragt und ausleiht, geht möglichen Zeitverzögerungen im Ablaufplan aus dem Weg – und kann mit professionellen Geräten schneller ans Ziel kommen!

Mit dem passenden Werkzeug, einer guten Planung und den richtigen Ratgebern wird der Traum vom eigenen, individuellen Camper Realität. Um nachträgliche Anpassungen zu vermeiden, sollten von Anfang an die vorgeschriebenen Anforderungen von TÜV und StVZO studiert werden.

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