Restschuldversicherung oder Risikolebensversicherung: Kredit richtig absichern

4 Min Sollte man einen Kredit besser mit einer Restschuldversicherung oder einer Risikolebensversicherung absichern? Wir nehmen die beiden Möglichkeiten unter die Lupe

18.08.2022
Ines Wiedemann
4 Min

Das Darlehen ist aufgenommen und die Raten durchkalkuliert – jetzt kann nichts mehr schiefgehen! Oder? Was, wenn unvorhersehbare Ereignisse eine Rückzahlung plötzlich unmöglich machen? Für diesen Fall können Kreditnehmer sich absichern. Zum einen gibt es die Option, eine Restschuldversicherung abzuschließen. Aber auch eine Risikolebensversicherung kann als Absicherung eines Kredits dienen. Welche Vor- und Nachteile beide Möglichkeiten haben, erfahren Sie hier.

Was ist eine Restschuldversicherung?

Eine Restschuldversicherung, auch Kreditausfallversicherung genannt, sichert Kreditnehmer bzw. deren Hinterbliebene für den Fall ab, dass sie ihren Kredit aufgrund von Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit, schwerer Krankheit, Unfall oder Tod nicht mehr abbezahlen können. Tritt ein solcher Fall ein, bezahlt die Restschuldversicherung die monatlichen Raten entweder weiter, oder es kann der restliche Kredit mit der Versicherungssumme abbezahlt werden.

Oftmals bekommen Kreditnehmer beim Abschluss eines Kredits die Restschuldversicherung gleich mit angeboten. Banken arbeiten dann mit entsprechenden Versicherern zusammen, sodass Kredit und Versicherung oft gemeinsam abgeschlossen werden.

Ist eine Restschuldversicherung sinnvoll?

Vor allem bei hohen Kreditsummen, beispielsweise der Baufinanzierung, ist es sinnvoll, sich für den Fall abzusichern, dass die Raten nicht mehr bezahlt werden können. Denn bei einer Darlehensdauer von 20 Jahren oder mehr kann einiges passieren, was den gut durchdachten Tilgungsplan über den Haufen wirft. Bei einigen Banken wird der Abschluss einer Restschuldversicherung zur Bewilligung eines Baudarlehens vorausgesetzt.

Die Restschuldversicherung steht jedoch zunehmend in der Kritik. Auch die Verbraucherzentrale warnt davor, ohne Beratung durch einen Versicherungsexperten eine Restschuldversicherung abzuschließen. Oftmals würde diese direkt von den Warenverkäufern, zum Beispiel beim Auto- oder Möbelkauf, angeboten. Bevor Käufer unterschreiben, sollten sie sich unbedingt über die Bedingungen der Restschuldversicherung informieren und Alternativen prüfen.

Was kostet eine Restschuldversicherung?

Wie hoch die Kosten einer Kreditausfallversicherung sind, kann nicht pauschal beantwortet werden. Die Kosten hängen von mehreren Faktoren wie dem Versicherungsschutz, der Höhe der Kreditsumme, der Laufzeit oder dem Alter des Kreditnehmers ab. Die Kosten können aber zwischen 10 und 20 Prozent der Kreditsumme betragen, sodass für ein Darlehen von 10.000 Euro bereits 1.000 bis 2.000 Euro für die Versicherung anfallen können.

Hinzu kommt ein Aspekt, der vor dem Abschluss einer Restschuldversicherung bedacht werden sollte: Bei vielen Darlehen ist es üblich, dass die Banken die Kosten für die Restschuldversicherung inklusive Vermittlungsprovision zur Kreditsumme hinzurechnen. Somit erhöhen sich auch die Zinsen, die an die Bank bezahlt werden müssen.

Die Nachteile der Restschuldversicherung

Laut Verbraucherzentrale hat eine Restschuldversicherung diese Nachteile:

  • Sie ist teuer: Nicht nur die Prämien sind vergleichsweise hoch, auch die Zinsen für das Darlehen können sich erhöhen, wenn die Restschuldversicherung von Beginn an auf die Kreditsumme aufgeschlagen wird.
  • Sie enthält oft umfangreiche Ausschlussklauseln: In den Vertragsbedingungen von Restschuldversicherungen sind oft zahlreiche Ausschlüsse enthalten. Zum Beispiel zahlen viele zwar im Todesfall, jedoch nicht bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit. Manche schließen Erkrankungen aus, die nicht vorher bekannt waren oder bezahlen nur in begrenzten Zeiträumen oder nach Ablauf einer Wartezeit.

Darüber hinaus ist eine Restschuldversicherung oftmals gar nicht nötig. Bei kleineren Ratenkrediten übersteigen die Kosten meist das Risiko, dass die Raten nicht mehr bezahlt werden können.

Was sollte man bei einer Restschuldversicherung beachten?

Wer über eine Restschuldversicherung nachdenkt, sollte vorher in jedem Fall diese Punkte bedenken:

  • Lassen Sie sich von Versicherungsexperten beraten und schließen Sie die Restschuldversicherung nicht „nebenbei“ ab.
  • Achten Sie auf Ausschlussklauseln. Diese sind oft im Kleingedruckten versteckt und schließen bestimmte Leistungen aus bzw. enthalten Fälle, in denen die Versicherung nicht bezahlen muss.
  • Lassen Sie sich Höhe und Zusammensetzung der Versicherungsbeiträge genau erklären.
  • Vergleichen Sie verschiedene Angebote und nehmen sich nicht das erstbeste Angebot Ihrer Bank an.
  • Prüfen Sie Alternativen! Haben Sie zum Beispiel bereits eine Risikolebensversicherung oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen, kann dieser Schutz ausreichend sein. Hierbei kann Ihnen Ihr Versicherungsmakler oder ein Berater der Verbraucherzentralen weiterhelfen.

Welche Alternativen gibt es zur Restschuldversicherung?

Es kann sein, dass Kreditnehmer bereits durch eine andere Versicherung ausreichend gegen einen Kreditausfall abgesichert sind bzw. sich günstiger absichern könnten. Diese zwei Versicherungen kommen dafür in Frage:

1. Risikolebensversicherung

Die Risikolebensversicherung ist eine gute und günstige Alternative für die Absicherung von Baudarlehen oder andere größere Kredite. Sie hat diese Vorteile:

  • Sie ist günstiger als eine Restschuldversicherung
  • Sie schützt die Hinterbliebenen für den Fall, dass der Versicherte stirbt: Dann wird nämlich die Risikolebensversicherung ausgezahlt und die Hinterbliebenen können mit der Summe die Raten weiterbezahlen oder den Kredit ablösen.
  • Sie ist nicht nur für die Absicherung des Kredits da, sondern dient generell als Schutz der Begünstigten, wenn der Versicherungsnehmer stirbt.
  • Sie kann individuell gestaltet werden – zum Beispiel kann die Versicherungssumme über die gesamte Laufzeit konstant bleiben, oder es kann eine sogenannte fallende Risikolebensversicherung abgeschlossen werden. „Fallend“ bedeutet, dass die Versicherungssumme und damit auch die Beiträge an die Restschuld angepasst werden. Damit ist die Versicherungssumme immer nur so hoch wie tatsächlich nötig.
  • Sie ist nicht an einen Kredit gebunden und damit frei wählbar. Es können verschiedene Angebote verglichen und dasjenige gewählt werden, das den besten Preis und die besten Leistungen bietet.

2. Berufsunfähigkeitsversicherung

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sichert den Versicherungsnehmer für den Fall ab, dass dieser seinen Beruf aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr ausüben kann. Sie kann dadurch ebenfalls dazu beitragen, dass in diesen Fällen Kreditraten weiterbezahlt werden können.

Restschuldversicherung oder Risikolebensversicherung?

Eine Risikolebensversicherung ist eine günstige Alternative zur Restschuldversicherung und sollte zur Kreditabsicherung in Erwägung gezogen werden. Vor allem was den Preis angeht, ist sie gegenüber der Restschuldversicherung im Vorteil. Bei Verti würde ein 30-jähriger Versicherungsnehmer bei einer Vertragslaufzeit von 30 Jahren und einer Versicherungssumme von 100.000 Euro sowie einem fallenden Versicherungsverlauf derzeit monatlich 3,44 Euro bezahlen (Stand Juli 2022).

Eine Risikolebensversicherung greift jedoch nur, wenn der Versicherungsnehmer stirbt. Will man den Kredit auch im Fall von Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit oder einer Krankheit absichern, kann eine Restschuldversicherung sinnvoll sein. Dann sollte man jedoch auf das Kleingedruckte und etwaige ungewöhnliche Ausschlüsse achten. Bevor eine Restschuldversicherung abgeschlossen wird, sollten sich Betroffene von Experten beraten lassen und sie nicht voreilig gemeinsam mit dem Kredit abschließen.

Grafik Kreditabsicherung Risikolebensversicherung vs. Restschuldversicherung

Restschuldversicherung widerrufen oder kündigen

Wer nun festgestellt hat, dass er anderweitig den Kredit absichern kann – oder keine Restschuldversicherung benötigt – kann die Restschuldversicherung eventuell noch widerrufen. Die Widerrufsfrist beträgt 14 Tage. Sie beginnt allerdings erst zu laufen, wenn der Versicherungsnehmer

  • die Police erhalten hat,
  • die Versicherungsbedingungen erhalten hat und
  • über sein Widerrufsrecht informiert wurde.

Wenn der Versicherer es versäumt hat, den Versicherungsnehmer ordnungsgemäß über sein Widerrufsrecht zu informieren, steht diesem ein „ewiges“ Widerrufsrecht zu. Seit Februar 2018 gilt für Restschuldversicherungen die Regel, dass der Versicherer dem Kunden eine Woche nach Vertragsschluss noch einmal das Produktinformationsblatt zukommen lassen und ihn noch einmal über seine Rechte aufklären muss. Passiert das nicht, kann dies ebenfalls zur Folge haben, dass Verträge widerrufen werden können. Ob ein Widerruf noch möglich ist, sollte man im Zweifelsfall anwaltlich überprüfen lassen.

Darüber hinaus ist es natürlich möglich, die Restschuldversicherung zu kündigen. Dabei muss man sich an die jeweiligen Kündigungsbedingungen der Versicherung halten – zum Beispiel an die Kündigungsfrist oder eine Mindestvertragslaufzeit.

Achtung: Bevor Sie eine Restschuldversicherung kündigen, sollten Sie Ihren Versicherungsschutz prüfen und sicherstellen, dass Ihr Kredit wirklich anderweitig abgesichert ist. Möchten Sie stattdessen eine Risikolebensversicherung abschließen, sollten Sie dies tun, bevor Sie die Restschuldversicherung kündigen.

Eine Versicherung, die sich lohnt.

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