Notruf: Wann die 110 und wann die 112 wählen?

Notruf: Wann die 110 und wann die 112 wählen

Bei einem Unfall mit Schwerverletzten muss es schnell gehen, denn manchmal entscheiden Sekunden über den Verlauf. Welche Nummer ist dann die richtige und welche wählen Sie beim Beobachten einer Straftat?

Das Wichtigste zuerst: Mit der 110 erreichen Sie deutschlandweit die Polizei, mit der 112 den Rettungsdienst.

Das bedeutet:

• Bei einem Unfall mit Verletzten wählen Sie die 112.
• Bei einem Unfall ohne Verletzte wählen Sie die 110.

Zwar ist die Polizei bei jedem Unfall mit Verletzten ebenfalls beteiligt, sie wird dann jedoch automatisch vom Rettungsdienst informiert. Sie können sich also schon nach einem kurzen Anruf bei Bedarf wieder der Versorgung der Verletzten widmen.

110 oder 112 – wer ist wann zuständig?

Der Notruf 110 wird genutzt, um die Polizei zu rufen. Melden Sie hier Straftaten und Unfälle ohne Personenschaden. Über den Notruf 112 können die Rettungsleitzentrale und die Feuerwehr verständigt werden. Wer sofortige medizinische Hilfe benötigt, sollte immer die 112 wählen und damit den Notarzt verständigen.

Folgende Zustände gelten dabei als lebensbedrohlich:

• Atemstillstand
• Herz-Kreislaufstillstand
• Schock
• Starke Blutungen
• Starke Verbrennungen
• Vergiftungen
• Jede Situation, dessen Gefährlichkeit Sie nicht sicher einschätzen können

Nach einem Unfall mit Verletzten oder wenn Sie ein Feuer beobachten und es Brandopfer geben könnten, wählen Sie immer die 112.

Die Polizei rufen Sie unter der 110 bei:

• Unfällen ohne Personenschaden
• Unfällen mit Fahrerflucht
• Dem Beobachten einer Straftat

Tipp: Haben Sie nur das Mobil-Telefon eines Fremden zur Hand, können Sie die Notrufnummer auch wählen, ohne das Telefon zu entsperren.

Welche Notrufnummern gelten im Ausland?

In der EU und in den meisten Ländern Europas erreichen Sie den Rettungsdienst auch hier über die 112. Im Vereinigen Königreich, also England, Schottland u.a. ist zwar die 999 üblich, aber auch hier funktioniert die 112.

Lediglich in den USA und in Kanada müssen Sie sich die 911 merken. Fahren Sie in ein anderes Land außerhalb der EU, informieren Sie sich am besten vor Abreise über geltende Notrufnummern und speichern Sie sich diese im Handy.

Welche Nummer kann ich wählen, wenn ich krank bin?

Wenn Sie einen ärztlichen Rat wünschen, aber kein Notfall besteht, erreichen Sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst ebenfalls kostenlos unter: 116 117.Der Anruf funktioniert deutschlandweit ohne Vorwahl.

Hier erhalten Sie eine Empfehlung bei gesundheitlichen Beschwerden und erfahren zum Beispiel den Standort der nächsten Praxis mit Bereitschaftsdienst – auch nachts, am Wochenende und an Feiertagen. Bei Bedarf kommt auch ein Arzt zu Ihnen nach Hause.

Tipp: Sie können den Bereitschaftsdienst auch bei psychischen Notfällen anrufen. Bei akuter Suizidgefahr ist aber auch ein Anruf bei der 112 zulässig.

Krankentransporte mit ärztlich ausgestelltem Krankenbeförderungsschein

Die Nummer des Krankentransports ist die 19222. Zur Nutzung brauchen Sie einen Krankenbeförderungsschein, der vom Arzt ausgestellt wird. In der Regel ruft der Arzt dann den Krankentransport für Sie an.

Wie verhalte ich mich beim Absetzen eines Notrufs?

Bei einem Notruf ist es wichtig, möglichst schnell und genaue Informationen zu geben. Hier helfen die W-Fragen.

• Wo ist es passiert? Nennen Sie den Ort des Geschehens möglichst genau. Ort, Straße, Hausnummer können helfen, auf der Autobahn helfen Leitpfosten, Notrufsäulen oder der GPS-Standort über ihr Handy.
• Was ist passiert? Beschreiben Sie den Notfall knapp aber genau.
• Wie viele? Nennen Sie die Anzahl der Verletzten und beschreiben Sie die Symptome möglichst genau.

Wenn Sie sich unsicher sind, nennen Sie zumindest den Standort und was passiert ist und warten Sie dann auf Nachfragen des Leitstellenmitarbeiters, der Ihren Notruf entgegengenommen hat. Bleiben Sie so ruhig wie möglich. Sie können nichts falsch machen.

Was passiert bei einem Missbrauch von Notrufnummern?

Etwas Wichtiges vorweg: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht, wählen Sie immer die 110 oder 112, je nach Situation. Nicht immer lassen sich Vorfälle klar einschätzen und die Vermutung einer Gefahr reicht aus, um das Wählen des Notrufs zu rechtfertigen.

Lappalien, Telefonstreiche oder andere unnötigen Anrufe sind jedoch nach §145 StGB eine strafbare Handlung. Das hat Sinn, denn mit solchen Anrufen blockieren Sie die Leitung und riskieren, dass notwendige Hilfe anderorts zu spät kommt.

Im StGB steht:
„(1) Wer absichtlich oder wissentlich

1. Notrufe oder Notzeichen missbraucht oder
2. vortäuscht, dass wegen eines Unglücksfalles oder wegen gemeiner Gefahr oder Not die Hilfe anderer erforderlich sei,

wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“

Ebenfalls strafbar ist es übrigens, Warn- oder Verbotszeichen zu beseitigen oder anderweitig Unfallverhütungs- und Nothilfemittel zu beeinträchtigen. Entfernen Sie zum Beispiel ein Warndreieck, weil Sie der Meinung sind, es würde sich bei der Situation gar nicht um einen Unfall handeln, drohen bis zu zwei Jahre Haft oder eine hohe Geldstrafe.

Wie erreiche ich den Notruf am besten?

Am schnellsten ist der telefonische Notruf. Wenn Sie kein Mobiltelefon haben, können Sie auf Autobahnen die Notrufsäule nutzen. Neuere Pkw haben oft auch das E-Call Notrufsystem ausgestattet. Schwere Unfälle werden vom Fahrzeug eigenständig erkannt, um automatisch einen Notruf mitsamt Angabe der eigenen Position zu übermitteln. Entsprechende Lösungen werden auch zur Nachrüstung angeboten.

Was machen Menschen mit Hör- und Sprachbehinderungen?

Menschen mit Hör- oder Sprachproblemen können den Notruf auch per SMS verständigen. Hier variiert jedoch die Nummer von Bundesland zu Bundesland und es ist eine vorherige Registrierung durch den Mobilfunkanbieter notwendig.

Eine Alternative ist die nora-App. Auch hier ist eine vorherige Registrierung notwendig, danach ist aber ohne das Wählen jeglicher Nummern eine Direktverbindung mit den Leitstellen von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Polizei möglich.

Wichtig zu wissen: Über SMS und App kommt es immer zu einer Zeitverzögerung. Nutzen Sie diese Dienste also wirklich nur Nutzen, wenn ein Anruf nicht möglich ist.

Fazit: Ein schneller und richtiger Notruf rettet Leben

• Wählen Sie bei Unfällen mit Personenschaden die 112
• Sind Sie sich nicht sicher, ob ein medizinischer Notfall besteht oder nicht, wählen Sie trotzdem die 112.
• Erzählen Sie, wo was passiert ist. Warten Sie ggf. auf weitere Nachfragen.
• Wählen Sie bei Unfällen ohne Personenschäden die 110. Gehen Sie ansonsten genauso vor wie bei einem Notruf bei der 112.