Gefahr durch Aquaplaning: Was tun, wenn das Auto schleudert?

4 Min Bei starkem Regen kann Aquaplaning zur tödlichen Gefahr werden. Wir verraten, was im Notfall zu tun ist.

29.06.2020
Leonie Kaufmann
4 Min
Bei starkem Regen kann Aquaplaning zur tödlichen Gefahr werden. Wir verraten, was im Notfall zu tun ist.
Autofahrer, aufgepasst! Das Aquaplaning bei starkem Regen wird häufig unterschätzt, obwohl es nicht selten für schwere Unfälle verantwortlich ist. Selbst geübte Autofahrer sind machtlos, wenn die Reifen den Kontakt zur Fahrbahn verlieren und sich das Fahrzeug nicht mehr steuern lässt. Welche Rolle spielt der Zustand der Reifen? Wie lässt sich das Aquaplaning verhindern? Und was ist zu tun, wenn das Fahrzeug plötzlich aufschwimmt? Wir geben Antworten.

Was ist Aquaplaning überhaupt?

Aquaplaning ist der Auslöser zahlreicher Unfälle auf deutschen Straßen. Auf Deutsch lässt sich der Begriffe mit „Wasserglätte“ übersetzen. Immer, wenn die Straße nass ist oder starker Regen herrscht, kann es zum Aquaplaning kommen. Das Profil der Reifen ist nicht mehr in der Lage, die großen Wassermengen zu verdrängen, sodass sich ein dünner Wasserfilm zwischen der Fahrbahn und den Reifen bildet. Im Fachjargon ist in diesem Fall vom „Aufschwimmen“ des Fahrzeugs die Rede. Aufgrund der dünnen Wasserschicht verlieren die Reifen jeglichen Kontakt zum Boden, sodass das Auto weder zu lenken noch zu bremsen ist. Wenn der Fahrer auf die Bremse tritt, dann rutscht das Fahrzeug einfach weiter. Autofahrer können die Kontrolle über das Fahrzeug verlieren und geraten möglicherweise ins Schleudern. Je mehr Wasser auf der Straße steht, desto größer ist das Risiko von Aquaplaning. Insbesondere bei Spurrillen, in denen sich das Wasser sammelt, sowie in Unterführungen oder Senken ist also Vorsicht geboten.

Wie lässt sich Aquaplaning verhindern?

Die Reifen spielen in Hinblick auf die Entstehung des Aquaplanings eine wichtige Rolle. Sie sollten ein geeignetes Profil, eine ausreichende Größe sowie die richtige Profiltiefe und den passenden Luftdruck aufweisen. Dann lässt sich das Risiko von Aquaplaning verringern. Die Mindestprofiltiefe in Deutschland beträgt 1,6 Millimeter, allerdings sind drei bis vier Millimeter empfehlenswert. Die Angaben zum richtigen Reifendruck für das eigene Fahrzeug sind meist im Tankdeckel, am Türeinstieg der Fahrerseite oder im Handbuch zu finden. Dabei ist wichtig, jedes Rad zu kontrollieren! Weiterhin lässt die Gefahr von Aquaplaning auch während der Fahrt minimieren. Bei starkem Regen oder nasser Straße ist es wichtig, dass die Geschwindigkeit angepasst wird. Denn bei hohem Tempo ist das Risiko für Aquaplaning besonders hoch. Außerdem sollten Autofahrer auf glatten und ebenen Straßen sehr vorsichtig sein. Gefährdete Straßen sind u. U. entsprechend ausgeschildert. Unser Tipp: Ein Blick auf die Reifen des Vordermanns verrät, wie viel Wasser auf der Straße steht.

Auf folgende Faktoren ist zu achten:

  • Reifenprofil: mindestens 3,5 Millimeter
  • Reifenluftdruck vor der Fahrt prüfen und anpassen
  • auf die Beschilderung achten
  • Bei Regen: Tempo drosseln
  • auf die Reifen des Vordermanns schauen

Woran ist Aquaplaning zu erkennen?

Wenn das Auto aufschwimmt und die Reifen den Kontakt zur Fahrbahn verlieren, dann führt dies zu Schwankungen bei der Drehzahl und der Geschwindigkeit. Die Räder drehen durch. Dies ist zu auf den Tachoanzeigen oder über die Fahrgeräusche zu erkennen. Sobald die Gefahr von Aquaplaning besteht, ist es also empfehlenswert, das Radio abzustellen und auf die natürlichen Warnzeichen zu achten. Weiterhin ist das Auftreten von Aquaplaning im Lenkrad zu spüren. Die Lenkbewegungen sind deutlich leichtgängiger, da der Widerstand durch den direkten Kontakt mit der Straße entfällt. Sofern das Fahrzeug über ein Elektronisches Stabilitätsprogramm, kurz ESP, verfügt, leuchtet die zugehörige Lampe beim Aquaplaning auf. Autofahrer sollten sich allerdings nicht auf die Fahrhilfen verlassen – dazu später mehr! Bei gerader Fahrt ist das Aquaplaning nicht so stark zu merken. Sobald Autofahrer allerdings auf kurviger Strecke unterwegs sind, werden sie ein Untersteuern des Fahrzeugs spüren. Obwohl das Lenkrad in Kurvenrichtung eingeschlagen ist, fährt das Auto ggf. geradeaus.

Wann ist mit Aquaplaning zu rechnen?

Sobald es regnet, ist mit Aquaplaning zu rechnen. Das Risiko ist höher, je mehr Wasser sich auf der Straße befindet. Ein besonderes Risiko stellen daher Pfützen dar, deren Tiefe nicht einzuschätzen ist. Das Wasser kann nicht mehr so schnell verdrängt werden und führt somit unweigerlich zum Aufschwimmen des Fahrzeugs. Zu den Tipps gegen Aquaplaning gehört es also auch, diese Pfützen zu meiden. In der Stadt ist das Risiko grundsätzlich geringer, da die gefahrenen Geschwindigkeiten nicht so hoch sind. Auf Landstraßen und auf der Autobahn entsteht das Aquaplaning häufiger.

Was ist das richtige Verhalten beim Aquaplaning?

Sobald zu spüren ist, dass das Fahrzeug aufschwimmt und somit ein Aquaplaning vorliegt, ist mit Bedacht zu reagieren. Panik und hektische Bewegungen sind unbedingt zu vermeiden. Der Tritt mit aller Kraft auf die Bremse kann gefährlich werden. Da die Reifen keinen Kontakt zum Boden haben, lässt sich das Fahrzeug ohnehin nicht bremsen. Stattdessen ist es wichtig, vom Gas zu gehen und das Auto langsam ausrollen zu lassen. Das Lenkrad ist dabei gerade zu halten und starke Lenkbewegungen sind zu vermeiden. Sofern ein Fahrzeug mit Automatikschaltung gefahren wird, ist keinesfalls die Fahrstufe zu wechseln. Bei manueller Schaltung kann es helfen, wenn der Motor ausgekuppelt wird, damit das Fahrzeug nicht weiter angetrieben wird. Sobald sich die Geschwindigkeit verringert hat, werden erfahrene Autofahrer merken, dass die Reifen den Kontakt zur Fahrbahn wiedererlangt haben. Nun darf langsam die Bremse getreten werden, um das Tempo weiter zu drosseln. Anschließend ist mit angemessener Geschwindigkeit weiterzufahren.

Helfen die Fahrerassistenzsysteme bei Aquaplaning?

Viele Autofahrer fühlen sich sicher, sobald das eigene Fahrzeug mit zahlreichen Fahrerassistenzsystemen, wie dem Elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) oder dem Anti-Blockier-System (ABS), ausgestattet ist. Doch diese Fahrhilfen sind auch beim Aquaplaning u. U. machtlos. Wenn die Reifen keine Längs- und Querkräfte übertragen können, dann lässt sich das Auto trotz ESP meist nicht mehr unter Kontrolle bringen. Denn die physikalischen Gesetze lassen sich trotz modernster Technik nicht außer Kraft setzen. Unser Rat: Auf den Tempomat sollte im Regen besser verzichtet werden. Wenn das Aquaplaning plötzlich einsetzt und das Fahrzeug weiter beschleunigt, sind schwere Unfälle u. U. vorprogrammiert. Autofahrer sollten deshalb die Fahrtgeschwindigkeit selbst kontrollieren.

Fazit: Aquaplaning vermeiden!

Aquaplaning kann die Ursache für schwere Kfz Unfälle sein. Am besten ist es daher, wenn Aquaplaning vermieden wird, bevor Autofahrer überhaupt in eine gefährliche Situation geraten. Die Reifen am eigenen Fahrzeug sollten regelmäßig kontrolliert werden. Gleichzeitig sollte auf die typischen Anzeichen für ein erhöhtes Risiko geachtet werden. Bei starkem Regen sollten auch erfahrene Autofahrer nicht schneller als 80 km/h und leicht versetzt zu möglichen Spurrillen auf der Straße fahren. Ist das Aquaplaning dennoch zu spüren, dann darf nicht hektisch und unüberlegt reagiert werden. Autofahrer, die ruhig bleiben, überstehen die gefährliche Situation so meistens ohne Schaden.

Eine Versicherung, die sich lohnt.

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